Prag Wheel Open 2012
Vorbereitung
Schon zum wiederholten Male wurden wir angefragt für ein internationales Turnier. Diesmal für die Prag Wheel Open. Das Datum Anfangs August war in diesem Jahr optimal gelegen.
Zu den sechs Zürchern Spieler Stefan, Benji, Hansruedi, Felix, Jan und Lars gesellten sich mit Monika von den Thurgauern, Christian und Enver aus St. Gallen drei weitere Spieler hinzu. Dazu kam Antonella als Betreuerin. Als Team Switzerland meldeten wir uns für das Turnier an. Im Vorfeld trainierten wir noch dreimal zusammen um uns ein wenig zu finden.
Insgesamt nahmen 14 Teams teil. 8 aus Tschechien, 4 aus Holland (wobei de Pont dann doch nicht erschien), eines aus Polen und wir aus der Schweiz.
Am Mittwoch 8. August reisten wir mit einem Minibus vollgestopft mit Sportrollstühlen und Gepäck und 2 privaten Autos an. Für die moralische und Stimmliche Unterstützung war auch die Familie Frohofer dabei. TOP Hotel hiess unsere Unterkunft in Prag. Wobei TOP da wohl reichlich übertrieben ist. Gross genug waren die Zimmer auf jeden Fall. Aber egal, unser Ziel war ja die Sporthalle.
Erster Spieltag
Am Donnerstag um 09:00 begannen die Spiele. Da wir erst das 4 Spiel zu bestreiten hatten, nutzen wir die Zeit um die Gegner zu studieren. Die meisten von ihnen spielen mit längeren Stöcken als wir das gewohnt sind. Wir sahen aber durchaus Chancen dass wir gegen das eine oder andere Team bestehen konnten.
Unser erster Gegner war das ComAp Team aus Prag. Sie hatten ihr erstes Spiel locker gewonnen. Wir wussten also dass sie eher eines von den stärkeren Teams waren. So kam es dann auch, dass wir am Anfang Recht Mühe hatten mit ihren langen Stöcken. Mit diesen konnten sie von weit her sehr präzise schiessen.
Wir gerieten auch 2:0 in Rückstand, konnten aber immer mithalten und hatten auch unsere Chancen. Eine davon, ein Querpass von Enver konnte Stefan aus der Luft direkt versenken. Danach bauten wir Druck auf und 6 Sekunden vor Schluss wurde Stefan bei der Schussabgabe unfairer Weise auf den Stock geschlagen. Verdikt: Penalty. Doch leider vergab Stefan diesen kläglich, sodass wir mit einer knappen 2:1 Niederlage gegen einen Mitfavoriten starteten.
Das zweite Spiel war gegen Meteor Plzen, vom Auftreten in ihrem ersten Spiel, durchaus in unserer Reichweite, dachten wir. Doch schon bald lagen wir zurück. Sie schossen aus grosser Weite und zu unserem Pech trafen Sie sehr gut. Obwohl wir eigentlich Feldüberlegen waren konnten wir daraus zu wenig Ertrag erzielen. Nachdem Monika den 4:5 Anschlusstreffer erzielte, drückten wir gewaltig auf den Ausgleich. Aber ein Pressschlag vor unserem Tor flog unglücklich über Hansruedi unseren Torhüter hinweg zum 6:4 Endresultat für Plzen.
Für den Moment waren wir am Boden zerstört. Eigentlich waren wir fahrerisch dem Gegner klar überlegen, aber hier zahlten wir bitteres Lehrgeld.
Das Mittagessen war dann Sportlernahrung pur. Pizza. Kaum ein paar Stücke gegessen mussten wir schon wieder ran. Da ein Team nicht gekommen ist, gab es nur eine kurze Pause.
Die Bulldogs aus Brno waren unsere Gegner. Christian und Benji begannen in der Verteidigung. Vorne die Jugend mit Jan, Lars und Felix. Die Jungs machten mächtig Dampf und konnten dann auch das 1:0 erzielen. Das erste Mal an diesem Turnier waren wir in Führung. Doch dann gleich ein weiterer Tiefpunkt. Lars hatte es nicht gelernt und hielt wieder den Stock zur Unzeit in die Höhe. Schon die zweite 2 Minuten Strafe für ihn. Also verteidigen war angesagt. Doch dann ein Konter Jan auf der rechten Seite durch, Felix Links vor dem Tor. Pass, Schuss, 2:0. Die Ersatzspieler und unsere Fans, die Familie Frohofer tobten auf den Rängen. Dieses 2:0 hielt dann auch bis zur Pause. Nach der Pause wechselten wir die Sturmformation aus, die Jungs hatten auch wahnsinnig Gas gegeben in den ersten 15 Minuten. Nun war es Zeit für die Routiniers. Monika, Enver uns Stefan kam mit dem Ziel das 2:0 zu verteidigen. Es gelang auch relativ gut. Aber einer dieser weiten scharfen Schüsse, landete genau unten rechts unhaltbar im Tor zum 2:1. Nun machten die Bulldogs Druck. Doch ein Abpraller landete bei Stefan der alleine auf Tor ziehen konnte. Fast ein Penalty. Diesmal behielt er die Nerven und versenkte zum 3:1. Nur noch wenig war zu spielen als der Ball in unserem Torraum liegen blieb. Einen kurzen Augenblick gezögert, und schon schob ein Gegner den Ball über die Linie(bei unseren Schweizer Regeln wäre das spielen im Torraum nicht erlaubt). Die letzten paar Sekunden überstanden wir dann aber doch noch und so stand unser erster Sieg fest. Das letzte Spiel des Tages wäre gegen de Pont gewesen, aber die waren ja bekanntlich nicht anwesend.
Zweiter Spieltag
Am zweiten Tag hiess unser erster Gegner, de Watergeuzen aus Holland. Gemäss Aussage von Turnier Organisator Dominik Drahonínský der klare Favorit in unserer Gruppe. Wir nahmen uns vor heute noch ein Spiel zu gewinnen damit wir noch eine Chance auf weiterkommen hatten. Doch die Holländer nahmen uns nach Strich und Faden auseinander. Wir hatten null Chancen. Erstens spielen Sie perfekt zusammen. Sie sind schnell, wendig und trickreich. Zudem kamen die langen Stöcke. Da konnte man vor einem Gegner stehen ihm die Schussbahn zumachen, dann nahm er einfach den langen Stock auf die andere Seite und knallte den Ball Richtung Tor. Hansruedi hatte zudem auch nicht seinen besten Tag. Am Schluss stand es 11 zu 1. Ja wir haben tatsächlich ein Tor geschossen gegen die. Eigentlich gut und schön gemacht von Jan. Aber wenn du 11 kassierst ist das ein kleiner Trost.
Wir waren danach ein Moment ein wenig ratlos vielleicht sogar geschockt. Antonella unsere Betreuerin und gute Fee versuchte uns zu trösten. Wir rappelten uns dann wieder auf, schliesslich hatten wir noch ein Spiel vor uns. Es bestand immer noch die Chance dass wir uns für den Viertelfinal qualifizierten. Der Gegner FBC ABAK Ostrava spielte mit 2 riesen Türmen, in ihren hohen Basketball Rollstühlen überragten Sie uns sicher um mehr als einen Kopf. Und zudem waren sie der Titelverteidiger, da sie letzes Jahr das Prag Wheel Open gewannen. Aber wir glaubten natürlich an unsere Chance. Enver kümmerte sich um den einen grossen Center, unsere Verteidiger Benji und Christian versuchten den anderen in den Griff zu bekommen. Vorne versuchten Stefan und Monika ein Tor zu erzielen. Ostrava war es aber die 1:0 in Führung gingen. Enver konnte ausgleichen zum 1:1. Wiederum ging Ostrava in Führung. Den 2:2 Ausgleich erledigt Ostrava aber gleich selbst. Jan setze den grossen 28er unter Druck der passte in die Mitte dort prallte der Ball vom eigenen Mitspieler ins Tor. So ging es jetzt weiter Ostrava 3:2 Team Switzerland 3:3, Ostrava 4:3. Leider blieb es dann bei dieser knappen Niederlage. Dies bedeutete das aus in der Gruppenphase.
Enttäuscht und Müde mussten wir uns aber den Tatsachen stellen. Wir nahmen es trotzdem gelassen und machten das Beste daraus. Die einten nutze die Gelegenheit um sich ein Fussballspiel der tschechischen Meisterschaft anzuschauen. SK Slavia Praha - SK Sigma Olomouc. Andere machten Prag auf andere Weise unsicher.
Finaltag
Den unbeabsichtigten freien Tag am Samstag nutzen wir dann am Morgen für eine kleine Stadtbesichtigung. Am Nachmittag waren wir dann rechtzeitig zu den beiden Finalspielen in der Sporthalle in Radotin. Das Spiel um Platz 3 gewann das ComAp Team gegen die wir in unserem ersten Spiel fast ein Unentschieden erreicht hätten. Das Finale gewann Doing aus Holland gegen Tatran Střešovice mit 2:0.
Im Anschluss an den Final fand die Siegerehrung statt, mit Gruppenfoto von allen Teilnehmern.
Am Abend stand noch die Tournament Party im Hotel auf dem Programm. Ein leckeres Buffet war angerichtet. Wir liessen es uns schmecken. Tabularasa war das Stichwort zu intensiven Diskussionen, vor allem zwischen Monika und Lars, über die sprachlichen Eigenheiten und Mentalitäten diverser Regionen der Schweiz. Am späteren Abend knüpfte unsere Jugendfraktion noch Kontakte mit einigen Holländern.
Fazit
Ausser dem Spiel gegen de Watergeuzen, waren eigentlich alle unsere Spiele eine knappe Sache. Wir konnten fahrerisch und konditionell mehr oder weniger mithalten. Zusammenspiel, Raumaufteilung ist noch ein grosses Problem bei uns. Auch stocktechnisch müssen wir noch zulegen. Die langen Stöcke müssen wir sicher ausprobieren. Mit unseren kurzen hat man in entscheidenden Phasen einfach zu wenig Reichweite.
Der letzte Platz als Schlussresultat ist natürlich eine Enttäuschung. Aber fürs erste Mal können wir eigentlich recht zufrieden sein. Erhielten wir doch auch einige Komplimente von unseren Gegnern. Wir sind gewillt uns zu verbessern und auch in naher Zukunft wieder an internationalen Turnieren teilzunehmen. Es wäre schön wenn Unihockey bei uns in den Schweizer Rollstuhl Clubs wieder vermehrt gespielt würde. Auch sollten wir gewisse Regeln wie blocken, Stockschlag oder spielen im Torraum in unser Reglement aufnehmen. Nur wenn wir mit den gleichen Regeln spielen und trainieren, können wir in Zukunft auch international mithalten.